ARIA DI PINETÀ

für einen singenden Schlagzeuger,
nach dem Text "Das Notizbuch vom Kiefernwald" von Francis Ponge.

Beat Fehlmann, Komposition
Sandra Häuptli, Projektionen und Installation
Martin Lorenz, Schlagzeug, Stimme




Kunstraum Baden - Foto © Sandra Häuptli


Ausgehend von Francis Ponge’s Das Notitzbuch aus dem Kiefernwald wird in diesem Stück der Blick auf die ver- borgenen Dinge gelegt. Ponge setzt sich in seinen Tagebuchartigen Aufzeichnungen zum Ziel, immer dasselbe Waldstück zu besuchen und die dadurch gewonnen Eindrücke schriftlich festzuhalten. Dabei wir sehr schnell klar, dass die Umgebung einen äußeren Anlass bietet, um weit reichende Reflexionen in Gang zu setzten.

In einem zum spektakulären tendierenden Kontext, der primär von der Sensation und der Einheitlichkeit der Informationen lebt, soll das Stille und Unscheinbare hervorgehoben werden. Somit auch der Mut zu einem stark individualisierten und charakteristischen Ereignis gefördert werden, welches nur orts- und zeitgebunden möglich ist. Dazu braucht es zur bereits erwähnten Muße auch ein gewisses Selbstvertrauen in die eigene Wahrnehmung.

Frei nach Nietzsche könnte man behaupten:
Das Essenzielle befindet sich immer in unmittelbarer Nähe und huscht oft auf Taubenfüßen an uns vorbei.

Ein solcher Ausgangspunkt verlangt nach einer differenzierten Wahrnehmungsempfindung und verändert das Zeit- gefühl grundlegend. Die Metapher vom äußerst langsam, aber stetig wachsenden Baum liegt nahe.

In Kreuz- und Quergängen durchschreitet der Betrachter/Musiker das „Spielfeld“ und setzt so Prozesse in Gang oder unterbricht sie. Durch steten Wandel der Konstellationen entstehen signifikante Momente, welche für die Bildung der Struktur verantwortlich sind. Ganz analog zu den unterschiedlich ausgeprägten Tagebucheinträgen, resultieren die Reaktionen des Musikers aus seinen Beobachtungen und der Einschätzung der vorhandenen und bereits durchlebten „Stimmungen“.

Der Musiker bewegt sich also in einer Art Maschine, welche interaktiv auf seine Aktionen reagiert. Einzelne Spiel- positionen sind mit deutlich umrissenen Materialien belegt und dadurch als zeitgebundene Orte erlebbar. Die elektronischen Medien erlauben nun diese Gebundenheit aufzubrechen.
Es wird somit möglich die Zeit szenisch sicht- und hörbar zu machen.





Schlagzeuger Martin Lorenz hat diesen Parcours mit Geräusch erzeugenden Holzruten zu begehen, dabei ihm die
Partitur viel Freiheiten und situatives Eingreifen erlaubt. Nebst behändem Spiel, als Protagonist gestutzt in einem
reduzierten Gestenrepertoire, singt und rezitiert Lorenz unterschiedliche Texte.
Seine ganze beeindruckende Vielseitigkeit kommt in Fehlmanns Stück perfekt zur Geltung…

Dichtes Klanggeäst
MUSIKTHEATER Komponist Beat Fehlmann mit «Aria di Pineta» im Kunstraum Baden
Michael Heisch, Aargauer Zeitung vom 13. Juni 2006


www.beat-fehlmann.ch
www.sandra-haeuptli.ch